Der nachhaltige Bau von Immobilien gewinnt zunehmend an Bedeutung, insbesondere durch die zunehmenden Herausforderungen des Klimawandels. In diesem Zusammenhang haben sich verschiedene Zertifizierungssysteme etabliert, die nachhaltiges Bauen messbar und vergleichbar machen. Zu den bedeutendsten in Europa gehören die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und ihr österreichisches Pendant, die Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI). Beide Systeme verfolgen das Ziel, Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg nachhaltig zu optimieren. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Zertifizierungen ist die Klimarisikoanalyse, die dazu dient, Bauwerke widerstandsfähiger gegen klimatische Veränderungen zu machen.
Was ist die DGNB bzw. ÖGNI?
Die DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) wurde 2007 gegründet und hat ein Zertifizierungssystem entwickelt, das die Nachhaltigkeit von Gebäuden und Quartieren anhand verschiedener Kriterien bewertet. Die DGNB-Zertifizierung basiert auf einem ganzheitlichen Ansatz, der neben der Ökologie auch Ökonomie und soziokulturelle Aspekte berücksichtigt.
Die ÖGNI (Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft) ist die offizielle Partnerorganisation der DGNB in Österreich und setzt die gleichen Standards und Bewertungskriterien um. Damit wird sichergestellt, dass nachhaltige Bau- und Immobilienprojekte länderübergreifend vergleichbar bleiben.
Warum ist eine Klimarisikoanalyse in der DGNB- und ÖGNI-Zertifizierung enthalten?
Die zunehmenden klimatischen Herausforderungen machen es notwendig, bereits in der Planungsphase von Bauwerken mögliche Risiken durch Extremwetterereignisse zu analysieren. Die DGNB und ÖGNI fordern deshalb eine Klimarisikoanalyse, um sicherzustellen, dass Gebäude langfristig beständig sind und nicht durch Wetterextreme oder klimatische Veränderungen vorzeitig an Wert verlieren.
Ziel dieser Analyse ist es, mögliche klimabedingte Risiken zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zur Schadensvermeidung zu entwickeln. Dies führt nicht nur zu einem nachhaltigen, sondern auch zu einem wirtschaftlich effizienten Bauprozess.
Inhalte einer Klimarisikoanalyse
Die Klimarisikoanalyse ist ein umfassendes Instrument zur Bewertung von Risiken durch klimatische Einflüsse auf ein Bauwerk. Folgende Elemente sind typischerweise enthalten:
- Standortanalyse
- Identifikation von Hochwasser-, Sturm- oder Erdbebengebieten
- Analyse historischer Wetterdaten und klimatischer Trends
- Auswirkungen von Temperaturveränderungen und Hitzewellen auf den Standort
- Bauphysikalische Resilienz
- Bewertung der Wärme- und Kälteresistenz der Gebäudestruktur
- Materialwahl hinsichtlich Widerstandsfähigkeit gegen extreme Wetterbedingungen
- Anpassung der Bauweise zur Minimierung von Energiebedarf für Kühl- oder Heizsysteme
- Wasser- und Hochwassermanagement
- Konzepte zur Regenwasserrückhaltung und nachhaltigen Entwässerung
- Schutzmaßnahmen gegen Starkregenereignisse
- Anpassung der Fundament- und Geländestruktur zur Hochwasservermeidung
- Energieversorgung und Klimaneutralität
- Integration erneuerbarer Energien (Solar, Geothermie, Wind)
- Effiziente Nutzung von Energie und Möglichkeiten der Eigenversorgung
- Minimierung des CO2-Fußabdrucks durch nachhaltige Energiequellen
- Notfall- und Anpassungsstrategien
- Entwicklung von Notfallplänen für Extremwetterereignisse
- Berücksichtigung von Evakuierungs- und Rettungskonzepten
- Einrichtung von resilienten Kommunikations- und Energiesystemen
Vorteile einer Klimarisikoanalyse nach DGNB- bzw. ÖGNI-Standard
Durch die Integration einer Klimarisikoanalyse in den Bau- und Planungsprozess profitieren Bauherren, Investoren und Nutzer gleichermaßen:
- Längere Lebensdauer von Bauwerken: Nachhaltige Bauweise erhöht die Widerstandsfähigkeit gegen Wetterextreme.
- Kostenreduktion durch Risikominimierung: Frühzeitige Anpassungen vermeiden spätere Sanierungskosten.
- Einhaltung regulatorischer Vorgaben: Immer strengere Bauvorschriften hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaanpassung werden erfüllt.
- Erhöhung des Immobilienwerts: Nachhaltige und klimawandelresistente Gebäude haben eine höhere Marktattraktivität.
- Beitrag zur Nachhaltigkeit und Klimaneutralität: Reduzierung der Umweltauswirkungen durch intelligente Planung und Bauweise.
Fazit: Klimarisikoanalyse als essenzieller Bestandteil nachhaltigen Bauens
Die DGNB und ÖGNI setzen mit ihrer Zertifizierung hohe Standards für nachhaltiges Bauen. Ein zentraler Baustein dieser Zertifizierung ist die Klimarisikoanalyse, die Bauwerke langfristig widerstandsfähig macht und Kosten durch klimabedingte Schäden reduziert. Wer also in ein nachhaltiges und zukunftssicheres Gebäude investieren möchte, sollte bereits in der Planungsphase eine fundierte Klimarisikoanalyse durchführen und die Maßnahmen entsprechend den Kriterien der DGNB bzw. ÖGNI ausrichten. Damit wird nicht nur das Gebäude selbst geschützt, sondern auch ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz und zur Nachhaltigkeit geleistet.


